Eine emotionale Saison ist für den EC GRAND Immo VSV beendet. Ein Eishockey-Jahr mit Tiefen aber auch Höhen. So ist es den „Adlern“ heuer genauso wie im Vorjahr gelungen, ins Play-off einzuziehen. Etwas, dass in den vergangenen beiden Jahren nur die absoluten Top-Teams geschafft haben. Vieles konnte umgesetzt werden, Einiges gilt es noch zu verbessern und natürlich kritisch zu reflektieren.
Vorstand und Geschäftsführung ziehen hier Bilanz – ehrlich, mutig, ungeschminkt und nicht ohne einen optimistischen sowie offensiven Blick in die Zukunft.
Finanzvorstand Andreas Schwab
…mit einem wirtschaftlichen Blick zurück: Es war im Dezember 2017, als ich als externer Berater zu einem überschuldeten, ja quasi insolventen VSV gestoßen bin. Wir haben es damals gemeinsam mit der Steuerberatungs-Kanzlei Andritsch unter großem Druck und in mühevoller Arbeit geschafft, den Verein bis zum Saisonende 2017/18 wirtschaftlich zu retten. Nach weiteren Turbulenzen im Sommer und zu Beginn der Saison 2018/19 hat sich der neue Vorstand im Dezember 2018 geformt und die Agenden des VSV übernommen. Es ist uns in der Folge gelungen, in den beiden Saisonen 2019/20 und 20/21 bis zum heutigen Tage, schwarze Zahlen zu schreiben. Das war nur mit umfassenden Kosteneinsparungen sowie massiven Effizienzsteigerungen gepaart mit einer deutlichen Erhöhung der Sponsor-Einnahmen möglich. In diesem Zusammenhang ist auch ganz besonders erwähnenswert, dass wir zusätzliche, neue und vor allem österreichweit und international tätige Firmen in unserem Sponsoren-Pool dazu gewinnen konnten. So haben wir auch das Budget für die Mannschaft erhöht. Außerdem haben wir es geschafft, die Hallengastronomie zu übernehmen, was zukünftig eine weitere ganz wichtige Einnahmequelle für den Verein darstellt. Auch der sportliche Erfolg, das Erreichen der Playoffs zweimal in Folge, wirkt sich positiv auf die Finanzen aus.
…mit einem Ausblick in die Zukunft: Auch im kommenden Spieljahr wollen wir unser Budget weiter langsam aber stetig erhöhen. Immer mit dem Ziel, langsam aber nachhaltig zu wachsen. Das jedoch alles stets unter der Devise: Es wird definitiv nicht mehr Geld ausgegeben, als wir einnehmen! In diesem Zusammenhang möchte ich auch mit aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass sämtliche Vorstandsmitglieder nicht nur ehrenamtlich tätig sind, sondern zudem auch noch privates Geld in den Klub stecken.
Fazit: Das gesamte Erscheinungsbild des Vereins hat sich in den vergangenen zwei Jahren geändert – wirtschaftlich, organisatorisch und sportlich. Es wäre auch nicht möglich gewesen, den VSV mit jenem Budget aus der Saison 2017/18 und ohne weitere Schulden weiter zu führen. Faktum ist: Es ist uns in einem wahren Kraftakt gelungen, die Sponsor-Einnahmen nachhaltig zu steigern, ebenso haben wir bereits in unserer ersten Saison 2019/20 die Zuschauer-Einnahmen deutlich erhöht.
…zu budgetären Nachteilen: Tatsache ist, dass wir immer noch ein kleiner Verein sind. Die Top-Teams in der Liga, wie Salzburg, Wien oder Klagenfurt, sind uns in den letzten zehn Jahren davongeeilt und haben mittlerweile ein mehr als doppelt so hohes Budget als wir. Leider können wir uns österreichische Top-Spieler wie sie bei Klagenfurt, Salzburg oder Wien spielen schlicht und einfach nicht leisten. Dennoch werden wir uns stetig weiterentwickeln, um in Zukunft die Großen noch mehr zu ärgern. Die VSV Fans haben hohe Erwartungen in den Verein. Realistisch ist, dass wir ein fixer Playoff-Kandidat sind mit Luft nach oben, wenn einmal alles gut zusammenläuft. Das ist unser Ziel, dafür kämpfen und arbeiten wir – mit Leidenschaft und Herzblut für unseren VSV.
Geschäftsführer Andreas Napokoj
…zum Thema Qualitätsoffensive: Wir haben die Struktur des Klubs vor zwei Jahren ganz neu aufgestellt – organisatorisch, strukturell und marketingtechnisch. Das fing bei einem ganz neuen Corporate Design, also einem neuen Logo an, und endet dabei, dass wir die Heimspiele schrittweise zu einem neuen Entertainment, einem Erlebnis für die ganze Familie machen wollen. Wir haben uns gerade ein diesem Bereich bereits einige ganz innovative Ideen ausgedacht und hoffen, schon in der kommenden Saison, dies vor Fans der Halle zu präsentieren und umzusetzen. Außerdem wurde auch der Fanshop neu und qualitätsvoll aufgestellt und unser Online-Angebot entsprechend ausgeweitet.
…zum neuen Bandensystem: Bereits in den kommenden Tagen werden die Arbeiten zur Installierung der neuen, belastungsabsorbierenden Bande beginnen. Das ist eine ganz wichtige Investition, weil es dadurch für die Fans nicht nur viel spektakulärer wird, sondern vor allem auch die Spieler vor schweren Verletzungen besser schützt. Das neue Bandensystem wird bis zu Beginn der kommenden Spielsaison fertiggestellt sein.
…zu Hallen-Gastro und Kommunikation: Auch wenn es heuer aufgrund der Corona-Situation noch nicht möglich war, die vielen Innovationen und Neuheiten im Bereich der Hallen-Gastro unseren Fans zu präsentieren, haben wir auch jedenfalls einen enormen Qualitätsschub gesetzt. Das reicht von einem neuen, digitalen Bezahl-System mittels VSV-Card bis hin zum sogenannten „Beer-Jet“, um auch in den Drittelpausen zu gewährleisten, dass die Besucher rasch und mit hoher Qualität mit Speisen und Getränken versorgt werden. Darüber hinaus haben wir das Stadthallen-Lokal zum „Draft“ einer coolen Sportsbar umgebaut und bieten nun während des Corona-Lockdown verschiedenste Gerichte und Menüs zum Mitnehmen an.
Zudem haben wir unseren gesamten Kommunikationsauftritt in den letzten beiden Jahren professionalisiert. Wovon natürlich auch unsere Sponsoren deutlich profitieren. Dies unterstreicht ganz besonders eine aktuelle Media-Analyse – demnach konnten wir unseren Medienwert um enorme 85 Prozent steigern. Gerade im Bereich Social Media, bei unserem optischen Auftritt oder auch bei der Medienbetreuung haben wir einen Standard erreicht, der trotz vergleichsweise geringer Ressourcen ligaweit absolut Top ist. Das gesamte kleine aber feine VSV-Team, vom Fanshop über das Office bis hin zur Sponsoren-Betreuung leistet sensationelle Arbeit – herzlichen Dank allen dafür!
…zum neuen Livestream: Dieser war ein voller Erfolg, wurde perfekt umgesetzt und ist bei den vielen Sehern hervorragend angekommen. Unseren Abonnenten haben wir ja bekanntlich den neuen Livestream bei den Heimspielen kostenlos zur Verfügung gestellt. Besonders freut mich aber auch, dass wir gemeinsam mit dem EC KAC jener Verein in der Liga mit den am Abstand meisten Livestream-Zusehern waren.
Sportvorstand Gerald Rauchenwald
Vorab hält der VSV-Sportvorstand fest, dass der EC GRAND Immo VSV zum zweiten Mal in Folge das Play-off geschafft hat, was übrigens nur einer Hand voll Mannschaften gelungen ist und somit das Saisonziel erreicht wurde.
… zur Trainerauswahl und der Torhüter-Problematik: Im Juni des Vorjahres sind – im dramatischen Umfeld der Corona-Pandemie, damals noch ohne Zusage eines Hauptsponsors, ohne mögliche Zuschauereinnahmen, ohne Förderprogramm der Bundessportorganisation – die Verhandlungen mit Rob Daum gescheitert. Damals wollten und konnten wir unter diesen wirtschaftlich äußerst schwierigen Voraussetzungen keine Verpflichtung eines Trainers oder Spielers über einen mehrjährigen Zeitraum eingehen. Aus diesem Grunde fiel die Wahl auf den international renommierten Trainer Dan Ceman.
Ein Fehler war es, dass wir dem neuen Coach bei der Goalie-Auswahl vertrauten. Es hat sich leider schon zu Beginn herausgestellt, dass Torhüter Tyler Beskorowany nicht fit und dazu noch verletzt war. Der Vertrag musste aufgelöst werden und die Folge war, dass wir schon zu Beginn der Meisterschaft ohne echten Einser-Goalie dastanden. Wir mussten zu einem absolut ungünstigen Zeitpunkt reagieren, somit war Kristers Gudlevskis im Oktober 2020 die beste verfügbare Option.
Die Pechsträhne zog sich jedoch fort: Gudlevskis hatte leider einen ganz schweren Corona-Krankheitsverlauf, benötigte lange bis er wieder fit wurde und konnte auch nach seiner Genesung nur sporadisch die erwarteten sportlichen Leistungen bringen. Mit Jakub Sedlacek mussten wir dann gegen Ende des Grunddurchganges einen weiteren Torhüter verpflichten. Dieser hat uns auch maßgeblich in der Qualifikationsrunde geholfen, ist aber in der entscheidenden Phase mit einer Verletzung ausgefallen. Glücklicherweise konnten wir uns auf einen starken Alexander Schmidt verlassen, der als nomineller Backup zum Einser-Tormann aufstieg und immer wieder sein Riesen-Talent unter Beweis stellte. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Play-off Qualifikation unserer Mannschaft (wir erinnern uns alle an den Krimi gegen Dornbirn).
Auch wenn uns damals von einem Kärntner Print-Medium Aktionismus vorgeworfen wurde, sehe ich den Trainer- und die Tormannwechsel als das, was es letztendlich war: nämlich ein rasches und Problem lösungsorientiertes Handeln. Wir haben immer sofort reagiert und uns danach auch gesteigert.
…zu Fehlentscheidungen in der Kaderplanung: Wir hatten über die gesamte Saison ein Problem mit unseren Einser-Goalies, eine zu offensiv ausgerichtete Verteidigung und unsere Top-Linie aus der Vorsaison mit Patrick Bjorkstrand, Jerry Pollastrone und Martin Ulmer blieb zudem weit hinter den Erwartungen zurück. Obwohl sich dann vor allem Pollastrone in der Zwischenrunde und im Play-off deutlich gesteigert hat. Außerdem brachten die befristeten Einsätze von einzelnen Spielern, wie beispielsweise Maxi Kammerer, nicht den erwarteten Erfolg. Die selbe Erfahrung machten übrigens auch Graz, Salzburg, Wien und Dornbirn.
…zu österreichischen Spielern, Neuzugängen und dem Thema „Nachwuchs“: Unser vorrangiges Ziel ist es, vermehrt auf österreichische Spieler zu setzen. Ich kann jetzt schon versprechen, dass wir in der kommenden Saison auch neue, österreichische Gesichter in Villach sehen werden. In diesem Sinne möchte ich festhalten, dass in der abgelaufenen Saison zehn echte Villacher im Profi-Kader standen und auch Einsätze erhielten. Unser Problem jedoch ist es, dass vor einigen Jahren im Nachwuchs Fehler gemacht wurden. Jetzt müssen wir diese Versäumnisse mühevoll nachholen – es fehlen uns ganz einfach mehrere Talente für die Kampfmannschaft. Aus diesem Grund haben wir auch unsere Nachwuchsarbeit mit der Installierung von Philipp Pinter als Nachwuchs-Leiter und einem hochmotivierten und kompetenten Trainer- und Betreuerteam ganz neu aufgestellt. Auf die Früchte dieser Neuaufstellung heißt es jedoch, noch etwas zu warten. Unser Ziel ist es, jedes Jahr das eine oder andere Villacher Talent in die Profi-Mannschaft einzubauen. Was möglich ist, hat gegen Ende der Saison der erst 16-jährige Johannes Tschurnig deutlich bewiesen. Er wurde von Rob Daum sogar in den Play-off-Spielen mit Eiszeit belohnt. Außerdem ist es unser mittelfristiges Ziel, ein AHL-Team auf die Beine zu stellen.
…zu Goalie Alexander Schmidt: Er hat eine ganz, ganz starke Saison gespielt. Er war unsere Rückversicherung und hat in der Play-off-Serie gezeigt, welches große Talent in ihm steckt. Ali war einer der Hauptgründe, dass wir ins Play-off kamen, und er hat auch in der Serie gegen den KAC ausgezeichnete Leistungen geboten. Sicherlich der Aufsteiger der Saison!
…zu Chris Collins: Er ist ein unermüdlicher Dauerläufer, der Motor der Mannschaft. Chris hat eine sensationelle Saison gespielt und auch seine Ausbeute mit 41 Punkten, davon 18 Toren, gegenüber seiner ersten Europa-Saison deutlich gesteigert. Wir sind intensiv bemüht, ihn auch weiterhin im „Adlerhorst“ zu halten. Die Gespräche laufen…
…zu den weiteren Imports: Die Neuverpflichtungen von Scott Kosmachuk, Sahir Gill, Jordan Caron, Renars Krastenbergs und Josef Hrabal waren echte Verstärkungen. Matt Mangene brachte leider nur als Stürmer Impulse.
Fazit: Nach zwei Jahren harter Arbeit ist es gelungen, unseren EC GRAND Immo VSV vor der drohenden Insolvenz zu retten und wirtschaftlich auf stabile Beine zu stellen, sportlich den Abwärtstrend zu stoppen und mit dem zweimaligen Play-off-Einzug auch zufriedenstellend abzuschließen. Wir haben sportlich wie wirtschaftlich den Turnaround geschafft. Unsere Reise ist aber noch lange nicht zu Ende…
Übrigens: Wir arbeiten bereits intensiv gemeinsam mit unserem Headcoach Rob Daum an der Zusammenstellung eines schlagkräftigen Teams für die kommende Saison. Weitere Neuverpflichtungen beziehungsweise Vertragsverlängerungen werden wir demnächst bekannt gegeben.
