Nächster Teil unserer Interviewserie: Diesmal sprachen wir mit VSV-Geschäftsführer Andreas Napokoj über seine ganz persönliche Jahres-Bilanz, die neu entbrannten Diskussionen zur Erneuerung der Halleninfrastruktur sowie über aktuelle Entwicklungen in unserer Liga!
Die abgelaufene Saison war Deine erste als VSV-Geschäftsführer. Wie sieht Deine ganz persönliche Bilanz aus?
Napokoj: Ich denke, wir konnten sowohl in der Kommunikation als auch im sportlichen Bereich einen ganz neuen VSV präsentieren. Das Ziel Playoff-Eishockey wurde erreicht, und wir haben sowohl den Partnern und Sponsoren als auch den Fans viele Neuheiten präsentieren können. Mein Dank dafür gilt allen Unterstützern, dem Vorstand sowie auch allen Mitarbeitern, sie alle sind mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Begeisterung für den VSV die Garanten für den Erfolg. Trotzdem war diese erste Saison nur eine erste Sprosse einer langen Leiter. Es gibt noch sehr viele Schrauben, an denen wir drehen müssen, um noch professioneller zu werden. Persönlich war es natürlich eine sehr intensive und fordernde Zeit, da wir so viele Bausteine erneuern beziehungsweise adaptieren mussten. Alles in allem bin ich mit der Saison durchaus zufrieden, dennoch gibt es Luft nach oben – wir haben alle sehr viel gelernt.
Du hast einmal gesagt, Eishockey muss in der Halle noch mehr zum Erlebnis für die ganze Familie werden, um auch neues Publikum anzusprechen. Vieles ist schon gelungen, wie unter anderem die Big-Mac-Attack oder auch die Gratis-Volksschul-Aktion. Gibt es schon konkrete Ideen und Projekte für die kommende Saison?
Napokoj: Selbstverständlich machen wir uns das ganze Jahr über Gedanken über Neuheiten und Innovationen, die den Erlebnischarakter beim Eishockey weiter erhöhen. Jeden Tag sind wir im gegenseitigen Austausch, um Ideen durchzudenken. Das gesamte Team ist hierbei in die Ideenfindungen mit eingebaut. Ein Ergebnis war unter anderem die VSV-Masken. Wir haben bisher bereits 4000 Stück verkauft. Viele strategische Themen und Ideen kommen auch vom Vorstand. Wir wollen Eishockey in allen Belangen zum Erlebnis machen und den Fan und Zuschauer noch mehr zu bieten!
„Ich denke, die Villacherinnen und Villacher haben – nicht zuletzt aufgrund der stark steigenden Zuschauerzahlen – ein klares Bekenntnis zum Eishockey in Villach abgegeben. Nun wäre dieses verlässliche Bekenntnis der Politik auch wünschenswert.“
In den vergangenen Tagen kam es medial zu politischen Diskussionen, die eine Erneuerung der Halleninfrastruktur inklusive zweiter Eishalle ab 2021/2022 in Frage stellen. Wie verärgert ist der Geschäftsführer darüber?
Napokoj: Sehr sogar! Mehr noch, wir hoffen, dass einzelne Baumaßnahmen vorgezogen werden. Aber leider wird dieses uns mehrfach zugesicherte Projekt nunmehr als politisches Instrument genutzt. Wir arbeiten im VSV-Office zu viert auf 10 Quadratmeter Bürofläche, der gesamte 25-Mann-Profi-Kader trainiert in einer Kraftkammer, die ein Fassungsvermögen von kaum 5 Personen umfasst. Nicht zu sprechen von den längst nicht mehr zeitgemäßen Kabinen oder Sanitäranlagen. Ich könnte jetzt noch viele weitere Beispiele nennen, die deutlich machen, dass die Hallen-Infrastruktur dringend erneuert gehört.
Die Erneuerung der Infrastruktur ist für den EC VSV absolut überlebenswichtig, oder?
Napokoj: Ich denke, es ist allen Fans, Partnern und Unterstützern des EC VSV bewusst, dass wir dieses Projekt nur mit einer vernünftigen Infrastruktur bewältigen können. Ich muss auch in aller Klarheit festhalten, dass ich als Geschäftsführer die Fortführung des Unternehmens EC VSV mit den jetzigen Voraussetzungen als nicht machbar sehe, da wir wichtige potenzielle Einnahmequellen nicht ausschöpfen können. Einerseits ist es unser Anspruch, jedes Jahr stärker und professioneller zu werden, andererseits wird eine dringende Hallensanierung in Frage gestellt. Faktum ist: Die Villacherinnen und Villacher haben – nicht zuletzt aufgrund der stark steigenden Zuschauerzahlen – ein klares Bekenntnis zum Eishockey in Villach abgegeben. Nun wäre dieses verlässliche Bekenntnis der Politik auch wünschenswert.
„Wir arbeiten im VSV-Büro zu viert auf 10 Quadratmetern Bürofläche, der gesamte 25-Mann-Profi-Kader trainiert in einer Kraftkammer, die ein Fassungsvermögen von kaum 5 Personen umfasst. Nicht zu sprechen von den längst nicht mehr zeitgemäßen Kabinen oder Sanitäranlagen.“
Welche Maßnahmen haben für den VSV Priorität?
Napokoj: Wir wollen die Hallen-Gastronomie so rasch als möglich übernehmen und haben dazu ganz klare Strategien und Szenarien ausgearbeitet. Wir können und wollen Verantwortung dafür tragen, dass ein Eishockeymatch in Villach ein Erlebnis ist. Dieses findet sowohl auf der Eisfläche als auch auf den Tribünen statt. Zudem betreuen wir unsere Ehrengäste in einer ehemaligen Spielerkabine beziehungsweise einem viel zu kleinen Besprechungsraum. Die VIP-Infrastruktur muss zeitgemäß sein.
Mehr Action, weniger Verletzungsrisiko: Wie sieht es beim Thema flexible, belastungsabsorbierende Eishockeybanden in der Stadthalle aus?
Napokoj: Diese Thematik beschäftigt mich seit Beginn meiner Tätigkeit beim EC VSV. Die Dringlichkeit wurden bereits bei zwei normalen Checks zu Beginn der Spielzeit offensichtlich. Der Grazer Matt Garbowsky verletzte sich an der Bande schwer und musste 6 Wochen verletzungsbedingt pausieren. Unser Top-Spieler Patrick Bjorkstrand fiel nach einem normalen Zweikampf an der Bande mehrere Wochen mit einer Schulterverletzung aus. Nun kommt hinzu, dass unsere fast 300 Nachwuchsspieler unter denselben Umständen trainieren und Meisterschaftsspiele absolvieren. Diese veralteten und gefährlichen Banden müssen so schnell wie möglich durch neue flexible ersetzt werden – die Gesundheit der Spieler wird es danken.
Ziel ist es auch, die Anzahl der Sitzplätze zu erhöhen, damit könnte der Verein in dieser wirtschaftlich so schwierigen Zeit wichtige zusätzliche Einnahmen lukrieren. Welche Überlegungen gibt es dazu?
Napokoj: In gewissen Bereichen muss man das Rad nicht neu erfinden. Wirft man einen Blick in die modernen und neu gebauten Eishallen in Europa wird ersichtlich, dass Stehplätze im Normalfall hinter den Toren angesiedelt sind. Dies würde in der Stadthalle eine Reduktion der Kapazität bedeuten, die für uns absolut machbar wäre. Hier habe ich gemeinsam mit den Vorständen Gerald Rauchenwald und Andreas Schwab bereits entsprechende Berechnungen durchgeführt und auch ein klares Modell vorgelegt. Der Zuschauer will heutzutage einen Sitzplatz. Natürlich haben wir auch schon Gespräche mit unseren Fanclubs geführt, für die eine Übersiedlung hinters Tor absolut in Ordnung wäre.
„Es ist sehr erfreulich, dass man mit bet-at-home in der wirtschaftlich aktuell sehr herausfordernden Zeit einen Liga-Sponsor gewinnen konnte. Ich bin überdies guter Dinge, dass man die neue Liga auch im Free TV wird sehen können.“
Du bist im ständigen Austausch mit den Liga-Verantwortlichen, allen voran mit Christian Feichtinger: Es ist schon durchgesickert, dass es einen neuen Fernsehpartner sowie einen neuen Liga-Sponsor geben wird. Wird Eishockey im Free-TV gezeigt?
Napokoj: Der neue Liga-Sponsor wurde bereits seitens der Liga bekanntgegeben. Es ist sehr erfreulich, dass man mit bet-at-home in der wirtschaftlich aktuell sehr herausfordernden Zeit einen neuen Sponsor gewinnen konnte. Ich bin überdies guter Dinge, dass man die neue Liga auch im Free TV wird sehen können, wenngleich es hier meines Wissens noch keine unterzeichneten Verträge gibt. Über Namen oder Branding kann ich noch keine konkreten Informationen geben, da dies alles von der Liga Anfang Juni der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.
Der Start unserer internationalen Eishockey-Liga ist trotz Corona-Virus für Mitte September geplant. Sollte dieses Worst-Case-Szenario eintreten, wäre auch eine rein österreichische Liga denkbar?
Napokoj: Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass selbst Experten keine genauen Einschätzungen über die Zukunft geben können. Ich persönlich bin, was die Corona-Thematik betrifft, sehr vorsichtig. Es ist nicht auszuschließen, dass die Liga verspätet oder auch mit einem kleineren Teilnehmerfeld starten wird. Unsere große Sorge ist, dass die Spiele ohne Zuschauerbeteiligung stattfinden müssten. Dies würde für uns ein fast unlösbares Problem darstellen.
Wann startet der Abo-Verkauf?
Napokoj: Ich ersuche alle Fans noch um etwas Geduld. Wir starten mit dem Verkauf unserer Saisonkarten, sobald feststeht, wann und wie die Liga wieder starten kann.
Eine Frage zu den neuen Mund-Nasen-Masken im VSV-Style, die in kürzester Zeit zu echten Rennern mutierten und reisenden Absatz bei den VSV-Fans fanden. Gibt es noch welche, und wo kann man diese erwerben?
Napokoj: Wie oftmals kommuniziert, darf ich mich auch auf diesem Wege für die Verzögerungen der Lieferungen entschuldigen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt nicht auf so einen enormen Zuspruch vorbereitet. Derzeit haben wir alle 5 Modelle lagernd, und diese können sowohl im Fanshop als auch im Online-Shop unter www.ecvsv.at/shop erworben werden. Festzuhalten ist, dass wir der erste Verein in Österreich waren, der diese Masken auch an die Fans ausgeliefert hat.
Fotos: René Krammer